Am 3. April findet die jährliche Disney Aktionärsversammlung statt. Eigentlich nichts Besonderes, gäbe es nicht seit Wochen eine PR Kampagne des Disney Großaktionärs Nelson Peltz gegen den aktuellen CEO Bog Iger und den Verwaltungsrat. Was ist das los?
Bog Iger und sein erfolgreiches Händchen
Bob Iger, der 73-jährige Chef von Disney mit dem Hollywood-Lächeln und Saubermann-Image leitet den Konzern nun schon seit fast 20 Jahren. Iger galt lange als König Hollywoods; alles, was er anfasst, wurde zum Erfolg.
Er besänftigte den Zwist mit Pixar, übernahm erfolgreich Lukas Films (und damit die Star Wars und India Jones Filmreihe) und die Marvel Studios. Er konnte einen Boxoffice-Hit nach dem anderen verbuchen und Disney wurde zum erfolgreichen Studio in Hollywood. Zwar hat Iger die Disney Parks oft stiefmütterlich und nicht mit der gleichen Liebe wie sein Vorgänger behandelt, dennoch hat er Hong Kong Disneyland radikal umgebaut, Shanghai Disneyland eröffnet, hat zwei neue Kreuzfahrtschiffe bei der Deutschen Meyer Werft bestellt und, wenn auch im Schneckentempo, den Umbau der Walt Disney Studios in Paris eingeleitet.
Höhepunkt seiner Amtszeit war dann 2019 die Übernahme der Fox Studios für den astronomischen Preis von 71 Milliarden Dollar. Ausdruck der Gigantomanie, die Iger bei Disney geschaffen hatte. Produktionsbudgets jenseits der 250 Millionen waren zum Standard geworden. Geld spielte keine Rolle und Igers Entscheidungen wurden nicht hinterfragt. Läuft ja bei Mickey.
Ein neuer Chef und die Auswirkungen von Corona
2020 wollte sich Goldjunge Iger dann zur Ruhe setzen und nominierte Bob Chapek zu seinem Nachfolger. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt; denn dann kam Corona. Parks und Kinos mussten schließen. Die Menschen blieben zu Hause und Streaming war Gebot der Stunde. Der neue Chef Chapek reagierte sofort, stoppte alle Investitionen in die Parks und pumpte massenhaft Geld in Produktionen für die neue Disney Streaming-Plattform Disney+. Beides Fehler, wie sich später herausstellen wird. Nach nur zwei Jahren verlor der Verwaltungsrat dann die Geduld: Chapek wurde entlassen und Iger aus dem Ruhestand zurückgeholt.
Doch dem erfolgsverwöhnten Iger wollte das Comeback bisher nicht so richtig gelingen. Die Welt hatte sich nach Covid verändert. Die Idee mit dem Streaming hatten auch andere Studios,
Disney+ ist nicht so erfolgreich, wie man sich erhofft hatte und muss um jeden Abonnenten kämpfen. Die Filme aus dem Hause Disney können nicht an die Erfolge anknüpfen, die man bei Disney gewohnt war. Nach der überteuerten Fox Übernahme ist die Disney Kriegskasse auch nicht mehr so gut gefüllt wie noch vor einigen Jahren und Chapeks Ausgabenstopp in der Pandemie bei den Parks hat einen Investitionsrückstau geschaffen. Während Konkurrent Universal kräftig seine Parks ausbaut, zehrt man bei Disney vom Bestand. Das funktioniert zwar im Moment noch recht gut, Disney verdient weiterhin gutes Geld mit seinen Parks, auch wegen kräftiger Preiserhöhungen, es fehlen aber die Zukunftspläne.

Wie sieht der Weg aus der Krise aus?
Und jetzt? Krise im Königreich. Der Disney Aktienkurs dümpelt dahin und hinkt den Konkurrenten hinterher. Die Aktionäre sind unzufrieden und es formt sich Unmut. Iger und seine Mannschaft sollen ersetzt werden. Nelson Peltz präsentiert sich indessen im US-Fernsehen als “Retter der Disney Magie”. Hinter dem vermeintlichen Ritter in strahlender Rüstung, der die Prinzessin aus ihrem Schlaf erwecken will, versteckt sich aber ein knallharter Investor, dem sogar nachgesagt wird, er wolle gar Disney zerschlagen. Das Aufbrechen von Konzernen und dann die Divisionen in einzelne eigenständige Unternehmen zu überführen, ist eine typische Strategie von aggressiven Investoren an der Wall Street, mit dem Ziel den Wert der Aktien für die Aktionäre zu vergrößern. Aus rein finanzieller Sicht ist das oft auch durchaus erfolgreich für die Anleger, zerstört aber eben auch meist wertvolle Unternehmenskulturen.
Ja, Disney hat im Moment kein glückliches Händchen bei seinen Filmprojekten und es müssten endlich Investitionen in die Parks getätigt werden. Aber Peltz ist sicher nicht der Retter, der er vorgibt zu sein. Putschversuche von Aktionären gegen das Management sind aber ohnehin selten von Erfolg gekrönt. Institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Fonds sind Sicherheit und Beständigkeit meist lieber als riskante Abenteuer mit ungewissem Ausgang und setzen dann doch lieber auf das sichere Pferd. Das wird aber auch Peltz wissen, fraglich also wie ernst es ihm mit seinem Putschversuch wirklich ist. Wahrscheinlicher ist, dass Peltz mit seiner Kampagne vor allem Druck auf das Disney Management ausüben und einen Strategiewechsel erzwingen will.
Ein Königsmord ist also bei Disney im April nicht zu erwarten. Dennoch sind Iger und sein Management in Zugzwang geraten und man darf sicherlich eine neue Strategie, spätestens bei der D23 Expo im August, erwarten. Für die hat Disney in diesem Jahr zum ersten Mal ein ganzes Eishockeystadion gemietet. Man mietet kein Stadion mit 18.000 Sitzplätzen, wenn man nichts Großes zu verkünden hat! Es erwarten uns also spannende Monate.
