Erlebnisse, Anekdoten und Magie: Die faszinierende Welt von Disney durch die Augen eines ehemaligen Cast Members

Im BZU-Fanclub vereinen sich nicht nur gleichgesinnte Disney-Liebhaber. Auch ehemalige Cast Member sind unter unseren Mitgliedern. So bezeichnet man übrigens die Personen, die in den Disney Parks oder in den Disney Shops arbeiten. Ganz oft siehst du auch die Abkürzung “CM”. Die Jobs können dabei sehr unterschiedlich sein. So zählen zum Beispiel Personen, die die Sicherheitsvorkehrungen überwachen, indem sie Gästen die Regeln zu Attraktionen erläutern ebenso zu den Cast Membern wie Personen, die sich um Fahrgeschäfte und Attraktionen selbst kümmern. Aber auch die Menschen, die die Disney-Charaktere darstellen, sind unter dem Begriff Cast Member zu finden.

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Interview mit ehemaligem Cast Member Tom

Wir haben mit Tom gesprochen, der einige Zeit selbst im Disneyland Paris tätig war. Er berichtet uns von seinen Erlebnissen, erzählt Anekdoten aus seiner Zeit als Cast Member und lässt uns einfach an seinen Erfahrungen und Meinungen teilhaben.

Was hat dich dazu inspiriert, in Disneyland Paris zu arbeiten?

Ich wollte als 18-Jähriger nach dem Abi nicht direkt an die Uni. Ich wollte ins Ausland, in eine große Metropole, ein Abenteuer erleben, aber Geld für einen Sprachaufenthalt oder sowas hatte ich nicht. Fan von Disneyland Paris war ich ohnehin schon, da war ein Job als Cast Member für mich die perfekte Wahl.

Welches ist dein unvergesslichstes Erlebnis während deiner Zeit bei Disneyland Paris?

Es gibt viele: Konzerte im Park, Special Events oder die Cast Member Party. Aber am Schluss war es einfach die Zeit mit den vielen anderen jungen CM aus ganz Europa. Nach Feierabend bei billigem Rotwein auf den Bus zurück zu den CM-Residenzen warten, an freien Tagen zusammen nach Paris oder in den Park. Cast Member sein fühlte sich selten an wie Arbeit; eher wie in großes Ferienlager.

Wie hat sich Disneyland im Laufe der Jahre seit deiner Anstellung verändert, sowohl in Bezug auf Attraktionen als auch Atmosphäre?

Das war der 15. Geburtstags des Parks, der erste der wirklich groß gefeiert wurde, mit einer eigenen Show auf Central Plaza. Es war auch der Anfang der ersten großen Umbauten in den Walt Disney Studios mit der Eröffnung des Tower of Terror.

Der Hype für die Cast Member ist ja in den amerikanischen Parks ein riesiges Ding. Warum ist das deiner Meinung nach anders in Paris?

Ich denke, es sind zwei Punkte:

Erstens hat das was mit unserer europäischen Kultur zu tun. Die Amerikaner haben kein Problem damit eine Rolle für einen Job zu spielen, sie übertreiben gerne ein bisschen, das, was uns Europäern oft als aufgesetzt oder “fake” vorkommt. Bei Disney passt es aber!
Der Europäer, und der Franzose erst recht, sind dazu zu stolz. Wir tendieren dazu, so was als lächerlich oder affig zu empfinden. Schau mal, wie lustlos die Franzosen beim Star Tours Boarding am Schluss noch “and may the force be with you” runternuschlen! Sie sagen es nur widerwillig, weil sie es müssen. Man hat den Eindruck, es ist ihnen gar peinlich. Es entspricht eben nicht unserem Selbstbild.

Und zweitens ist da sicher auch noch die Sprachbarriere: Attraktionen, die zum CM-Hype beigetragen haben, wie die Jungle Cruise, gibt’s hier gar nicht. Und da, wo es möglich ist: Phantom Manor, Tower of Terror, etc. werden die Texte, die noch dazu meist gekürzt sind, oft in schlechtem Englisch vorgetragen und am Schluss hat es niemand verstanden!

Welche Herausforderungen gab es bei der Arbeit im Park, und wie wurden diese bewältigt?

Gäste versuchen natürlich immer wieder die Parkregeln zu umgehen: in der Warteschlange rauchen, auf Zäune klettern oder die 3D-Brillen als gratis Souvenir mitnehmen. Schreitet man dann ein, reagieren einige Gäste aggressiv. Ich selbst wurde auch schon als CM mit einem Messer bedroht in so einer Situation. Da hilft nur ruhig blieben und die Security holen.

Was ist das Lustigste, was dir in deiner Zeit bei Disney passierte?

Das war ein deutscher Gast, der mich fragte, ob im Park denn auch Euro akzeptiert werden oder nur Französische Francs. Man bedenke; das ganze 6 Jahre NACH der Einführung des Euro! Ich habe den Herrn dann beruhigt; seine Deutschen Euros werden auch in Disneyland Paris akzeptiert.

Gibt es eine bestimmte Attraktion oder Show, die du vermisst, seit du nicht mehr bei Disneyland arbeitest?

Ganz klar Space Mountain in der ursprünglichen Version. Das war für mich ein Meisterwerk.

Wie hat sich die Atmosphäre und die Interaktion mit den Gästen im Laufe der Jahre entwickelt?

Ich denke, einerseits sind die Gäste heute anspruchsvoller und, dank Smartphone, besser informiert. Sie wissen genau, was sie von ihrem Besuch im Park erwarten, was sie erleben möchten. Früher haben sich die Gäste mehr treiben lassen. Es war z. B. auch noch kurzfristig möglich, einen Tisch in einem À la carte Restaurant zu bekommen. Das ist heute undenkbar.

Und dann ist natürlich vor allem in Frankreich eine Generation Disneyland entstanden. Eine ganze Generation ist mit dem Park aufgewachsen und kommt jetzt mit ihren eigenen Kindern. Sie kennen den Park auswendig und haben sogar eigene Bezeichnungen auf Französisch für Rides. Für viele französische Familien gehört der Ausflug nach Disneyland Paris heute zur festen Tradition, wie in den USA.

Welche Rolle spielten die verschiedenen Jahreszeiten und Veranstaltungen in deiner Erfahrung bei Disneyland Paris?

Disneyland Paris hatte immer schon ein großes Problem, das die amerikanischen Parks nicht haben: den mitteleuropäischen Winter! Für den Park ist es nicht einfach, wenn es grau, nass und ungemütlich ist, Gäste in den Park zu locken. In dieser Zeit sind die Tagesbesucher aus dem Pariser Umland überlebenswichtig. Dabei helfen die Seasons wie Halloween oder Weihnachten als Publikumsmagnet enorm.

Kannst du uns etwas über die Entwicklungen und Veränderungen erzählen, die du im Laufe der Jahre in Bezug auf Disney-Technologie und Innovationen beobachtet hast?

Es gab natürlich viele Innovationen: zum Beispiel die trackless Dark-Rides oder die verbesserten 3D-Brillen.

Aber die weitreichendste Veränderung, meiner Meinung nach, war das Projektion-Mapping in der Projektionstechnologie. Shows wie Disney Dreams wären früher technisch gar nicht möglich gewesen! Es hat aber auch die Attraktionen nachhaltig verändert: wo früher aufwendige physische Sets und unzählige Animatronics nötig waren, kann man heute ganze Rides mit Projection Mapping konzipieren; siehe Mickey’s Runaway Railway oder zu einem gewissen Grad auch Ratatouille. Das wird aber natürlich auch berechtigterweise oft kritisiert, weil es eben leider teilweise weniger Charme hat.

Welche Besonderheiten machen deiner Meinung nach Disneyland Paris im Vergleich zu anderen Disney-Parks weltweit einzigartig?

Jedes Disney Resort hat seinen eigenen Vibe und fühlt sich anders an.

In Paris ist sicher mal das Klima zu erwähnen! Bei den US-Parks herrscht mehr eine Flip-Flop und Badeshorts Ferien-Stimmung. In Paris ist die Stimmung, sagen wir mal, etwas zugeknöpfter.

Besonders in Paris ist auch, dass der Disneyland Park sozusagen aus einem Guss gebaut und über die Jahre praktisch nicht verändert wurde. Zusammen mit Tokyo Disney Sea ist der Disneyland Park in Paris der wohl thematisch detailreichste und am besten designte Disney Park.

Wie hat sich die Integration von neuen Disney-Filmen und Franchises in den Park auf die Atmosphäre und die Attraktionen ausgewirkt?

Ich finde, eine Attraktion darf auch eine eigene Geschichte erzählen, die nicht zwangsläufig auf einem Film basiert. Im Disneyland Park in Paris haben wir davon, Gott sei Dank, noch viele Beispiele. Ich finde das schön! Ist aber eine aussterbende Gattung.

In den letzten Jahren haben wir gute und schlechte Beispiele von IP-Overlays erlebt: Das Star Wars Remake für Space Mountain passt hinten und vorne nicht. Wohingegen dem Rock ‘n’ Roller Coaster Starring Aerosmith wohl niemand nachtrauert.

Jetzt bist du ja schon eine ganze Zeit im Disneyfanclub BZU. Was bedeutet dir der Fanclub? Und ist das Fan-Dasein ein anderes bei den französischen und deutschen Disneypark-Fans ?

Die französischen Fans sind viel kritischer als die Deutschen. Jede Veränderung im Park wird zu Tode geredet. Ich habe leider auch diese Tendenz, was Disneyland Paris angeht. Genauso wie die Franzosen bin ich mit dem Park aufgewachsen und jede Veränderung zerstört somit auch Erinnerungen und Emotionen.

Ich bin aber unglaublich dankbar, BZU für mich entdeckt zu haben! Die deutschen Fans sind positiver, sie nehmen den Park weniger als unantastbares Heiligtum wahr und sind viel offener für Neues. Und irgendwie hat das abgefärbt! Ich besuche den Park heute wieder mit mehr Freude … und mit neuen Freunden!

Wenn du heute nochmal für Disney arbeiten könntest, würdest du es tun?

Nein, ich denke nicht. Da ist mir meine jetzige Karriere doch wichtiger. Hätte ich aber z. B. Kinder im Teenageralter, würde ich diese definitiv ermutigen, doch auch mal eine Zeit als CM zu machen. Es ist eine tolle Erfahrung!

Welche Veränderungen oder Erweiterungen würdest du gerne in Disneyland Paris sehen, basierend auf deiner Erfahrung und Liebe zum Park?

Mein größter Wunsch: bringt Space Mountain in der Jules Verne Von der Erde zum Mond Storyline zurück! Aber ich denke, generell braucht der Disneyland Park endlich mal eine wirkliche Neuheit!
Ich muss aber auch sagen; seitdem der Park komplett der Walt Disney Company gehört, hat sich schon sehr viel verbessert! Der Park erstrahlt heute wieder mehrheitlich in altem Glanz nach Jahren der Renovierungsarbeiten, und das freut mich sehr!

Welche Rolle spielen die Mitarbeiter von Disneyland deiner Meinung nach dabei, den magischen Zauber des Parks aufrechtzuerhalten?

Prinzipiell sind die Arbeiten, die man als CM macht, ja doch eher einfach und benötigen kein großes Fachwissen. Der Teufel liegt aber im Detail, bei den Soft Skills, wie man heute sagen würde. Disney investiert viel Zeit in die CM, man hat schon wirklich sehr viele Schulungen! Alle paar Wochen verbringt man einen kompletten Tag mit einer Schulung zu irgendeinem Thema. Man muss bedenken: kein Park in Europa zieht so viele Menschen an und dennoch schafft es Disney, dass alle am Schluss mehrheitlich eine schöne Zeit hatten. Das mag von außen trivial erscheinen, ist aber eine organisatorische Meisterleistung, die ohne die Heerscharen an gut ausgebildeten CM nicht möglich wäre.

Welche Erinnerungen aus deiner Zeit bei Disneyland Paris schätzt du am meisten, und wie beeinflussen sie deine Liebe zum Park heute?

Es ist natürlich prägend: zum ersten Mal auf eigenen Füßen stehen als junger Mensch, alleine in einem fremden Land, weg von zu Hause. Diese Erinnerung hat man ein Leben lang und ich werde sie immer mit dem Park verbinden.

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